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Messregeln Metalltreppen

Messregeln und Konstruktion gewendelter Stufen, ein Kommentar

Messregeln und Konstruktion gewendelter Stufen, ein Kommentar

Die richtige Stufen-Verziehung bei gewendelten Treppen war früher ein heiß umstrittenes Thema. Eine Fülle verschiedener Verziehungsregeln zeugen von ebenso verschiedenen Ansichten, darüber entstand viel Literatur bis hin zu dicken Fachbüchern. Heute berechnen meist Computerprogramme die Treppengrundrisse, denn jede geometrische Projektionsmethode lässt sich in mathematische Programme umsetzen. Ein Konstrukteur kann bei guter Software sogar unter verschiedenen Berechnungsmodellen wählen, welche bei traditionellen Holztreppen zu unterschiedlichen Wangenverläufen führen.Diese herkömmlichen Planungsmethoden waren auch früher ein Kompromiss zwischen Optik und Benutzerfreundlichkeit. Der Sicherheit wegen haben daher die Normen in den vergangen Jahrzehnten festgelegt, dass spitze Wendelstufen an der schmalsten Stelle eine bestimmte Mindest-Tiefe haben müssen, um die Gefahr des Ausrutschens insbesondere beim Abwärtsgehen zu vermindern.

Bei neuen Treppenarten entstand dadurch jedoch ein neues Verziehungsproblem, das der sogenannten Fischstufe (fälschlich auch Spickelstufe). Das sind jene besonders schräg liegende Stufen, welche an die Eckstufe anschließen (oft auch noch die nächste Wendelstufe) und schon allein optisch als zu schmal empfunden werden, auch wenn die Auftritte entlang der Lauflinie gleichmäßig aufgetragen werden. Diese schmalen Stufen entstehen, wenn eine Wendelung über viele Steigungen verzogen werden muss, um bei einer Stahlharfen- oder einer Bolzentreppe das Geländer mit gleichen Stababständen zu konstruieren. Das Ergebnis sind mitunter Treppen, welche vom Benutzer als schwierig begehbar verspürt werden, obwohl die Treppe geometrisch mit gleichbleibenden Auftritten entworfen wurde. Denn der Mensch richtet seinen Fuß weniger an der imaginären (jedoch theoretisch notwendigen) Gehlinie aus, sondern eher an der Lage der Stufenvorderkanten.

Mit der DIN 18065:2011-06.01 wurden daher in Punkt 6.2.5 die mögliche Anzahl der Wendelstufen durch folgende Festlegung begrenzt: „Im geradläufigen Bereich eines Treppenlaufes dürfen aus einer Wendelung heraus nur bis zu einer Länge von 3.5 x a (Auftritten) gewendelte Stufen angeordnet werden“, siehe auch Bilder A.13 und 14 der DIN. Damit ist eine alte Treppenbauer- Regel erfüllt, die besagt, dass nach einer Wendelung nicht mehr Stufen verzogen werden sollen, als der Treppenlauf breit ist. Darüber hinaus erlaubt die DIN gemäß Punkt 7.5 eine Zugabe zum Auftritt wie folgt: „Bei gewendelten Treppen darf im Bereich der gewendelten Stufen der Treppenauftritt bis zu 1,5 cm über das Nennmaß vergrößert werden, wenn dadurch ein stetiges Stufenbild erreicht wird“. Diese Regelung lässt allerdings dem Urteil des Planers über ein „stetiges Stufenbild“ einen beliebigen und damit willkürlichen Spielraum.

Die neue ÖNORM B 5371:2010-09-01 hat sich bei der Beschränkung der Wendelstufen-Anzahl der DIN angeschlossen, ebenfalls mit einer Begrenzung auf 3,5 Auftritte aus einer Wendelung heraus. Für den Auftritt legt sie jedoch nach gründlichen Beratungen in Abschnitt 6.2 bzw. Bild 3 eine neue Messregel fest, welche keine Beliebigkeit freilässt. Nach dieser Regel wird der Auftritt gewendelter Stufen nicht entlang der Lauflinie gemessen, sondern der gewählte Auftritt liegt als Kreis zwischen den Stufenkanten. Einen Spielraum für den Auftritt gibt es darüber hinaus nicht, ausgenommen im Rahmen der üblichen Toleranzen mit +/- 0,5 cm vom Nennmaß. Diese Meßmethode zeigt in der Praxis, dass – gemessen entlang der Lauflinie – die Auftritte von Fischstufen um 2 bis 4 cm, bei extremer Schräglage sogar bis zu 8 cm größer werden können.* Dennoch entstehen dadurch überraschend harmonische Verziehungen. Ein deutlicher Beitrag zu noch mehr Sicherheit im Bauwesen, der im Vorwort der Norm so erklärt wird:„Die neue Messregel mit eingeschriebenen Kreisen ermöglicht gleichmäßige und damit sichere Auftritte auch dann, wenn die Stufen nicht rechtwinkelig zur Lauflinie liegen. Bisherige Konstruktionsregeln mit linearem Auftrag des Auftrittes entlang der Lauflinie erforderten bei besonders schräg liegenden Stufen eine dem freien Ermessen anheimgestellte Zugabe zum Ausgleich der durch die Schräglage für das Begehen schmäleren Stufen(n). Durch die neue Messregel wird die bisher willkürliche Auftritt-Zugabe durch ein festgelegtes Konstruktionsverfahren ersetzt, das jeder Trittstufe einen gleichen Stufenauftritt unabhängig von ihrer Lage verleiht.“

Da die Gesamtlänge der Lauflinie, im Gegensatz zur früheren Methode, nicht mehr aus einer ununterbrochenen Aneinanderreihung der Auftritte entsteht, werden österreichische Treppenkonstrukteure bei Treppenplanungen feststellen, dass durch die Kreismethode der Antritt von gewendelten Treppen pro Viertelwendelung einer Treppe bis über 15 cm nach vorne kommen kann, (also ein halbgewendelter Treppenantritt dann etwa 30 cm), da einige Wendelstufen mehr Auftritt benötigen. Ist der dafür erforderliche Platz nicht vorhanden, kann man die Lauflinie innerhalb des Gehbereiches nach außen legen. Vergleichende Treppenentwürfe zeigen, dass bei einer Verschiebung der Lauflinie von 7 bis 8 cm nach außen der Treppenlauf mit der neuen Messregel gleich lang bleibt, wie bei der früheren Messregel mit mittiger Lauflinie und Auftrittmessung entlang dieser. Die Auftritte der geraden Stufen und die der gewendelten Eckstufe werden dabei etwas kleiner, die der Fischstufe(n) 0,5 bis 8 cm größer, je nachdem, wie schräg die Stufenkanten liegen. Der Unterschied zwischen der Meßmethode des Auftrittes entlang der Lauflinie und als Kreis ist geometrisch bzw. mathematisch nachvollziehbar: Die Vorder- bzw. Hinterkanten der an der Eckstufe unmittelbar anliegenden Fischstufe weichen von der Normallage zur Lauflinie (= rechter Winkel) im Extremfall bis zu 40 ° ab, stehen also in einem spitzen bzw. stumpfen Winkel zur Lauflinie. Bei einem Auftritt(kreis) von z. B. 28 cm würden die Stufenkanten, entlang der Lauflinie gemessen, 7,4 cm weiter (also 35,4 cm) voneinander entfernt sein, wenn der Beginn der Stufe (= Vorderkante) von der Normallage um 40 ° abweicht und die Vorderkante der nächsten Stufe um 35 °.